Tanz um den Walnussbaum: Warum bei Benevento Calcio die Hexe fliegt

Das Vereinswappen des italienischen Klubs Benevento Calcio genießt Kultstatus, doch wie kam es zu einer Hexe im Wappen? Die Spurensuche führt zurück ins finstere Mittelalter.

Nein, mit rechten Dingen konnte das nicht zugehen. „Ich bin abergläubisch. Es sind die Hexen“, sagte folgerichtig Präsident Oreste Vigorito, nachdem sein Klub Benevento Calcio auch das zwölfte Spiel der Serie A in der Saison 2017/18 verloren hatte. „Es liegt an den bösartigen Einflüssen, die man mit dieser Stadt in Verbindung bringt. Die Hexen sind schuld.“

Dabei wusste Vigorito ganz genau, auf was er sich einließ - schließlich steckt der böse Zauber ja schon im Vereinswappen. Eine diabolisch grinsende Hexe mit Hakennase und markantem Kinn reitet dort auf ihrem Besen, die Haare unter dem Hut flattern im Wind. Doch wie ist Benevento eigentlich auf die Hexe gekommen?

Die Lösung findet sich bei einem Blick in die Stadthistorie der etwa 60 Kilometer nordöstlich von Neapel gelegenen „Stadt der Hexen“, wie sie im Volksmund genannt wird. Ehe sie aber kamen, wurde das Schlechte vom Guten vertrieben: Der Stadtname entwickelte sich von Maloenton zu Maleventum weiter, was aus dem Lateinischen übersetzt so viel wie „Ort der schlechten Ereignisse“ bedeutet. Als 268 v. Chr. die Römer die Stadt eroberten, benannten sie sie kurzerhand in Beneventum, „Ort der guten Ereignisse“, um. Benevento war geboren.

Wilde Szenen am Walnussbaum

Doch im finsteren Mittelalter erschienen sie dann, die Hexen. Allerdings nicht am Himmel, sondern entlang des Flusses Sabato. Laut dem im 17. Jahrhundert veröffentlichten Buch des Gelehrten Pietro Piperno De nuce maga beneventana waren es aber vielmehr langobardische Völkergruppen, die heidnische Riten vollzogen. Die Frauen sollen demnach eine goldene Viper verehrt haben und dabei um einen Walnussbaum getanzt sein, an dem ein Ziegenfell befestigt war. Männliche Krieger ritten um den Baum herum und schlugen mit den Lanzen auf das Fell.

Mit Argwohn verfolgten die katholischen Christen aus Benevento die merkwürdigen Vorkommnisse, von Hexensabbaten war die Rede. Der Baum wurde gefällt, tief verwurzelt blieb der Aberglaube. 1428 wurde in Benevento die erste Frau als Hexe verurteilt, im Jahr 1486 wurde mit der Veröffentlichung des Werks Malleus Maleficarum, dem Hexenhammer, die Verfolgung legitimiert. Unter Folter gestanden Frauen auch immer wieder Rituale in Benevento. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts war der grausame Spuk endlich vorbei, doch der Legende nach kehren die Hexen immer noch zurück an den sagenumwobenen Walnussbaum, von dem aber keiner so recht weiß, wo er überhaupt steht.

Dem Durchmarsch folgt der Negativrekord

Böse Mächte schienen auch lange über dem 1929 als Sporting Benevento gegründeten Klub zu liegen. Immer wieder scheiterten die „Stregoni“, die Hexen, in den Aufstiegs-Play-offs zur Serie B, seit 1990 allein zwölfmal. 2005 ging der Klub bankrott und wurde als Benevento Calcio neu ins Leben gerufen. Im Jahr 2016 brach endlich der Bann. Benevento gelang sogar der Durchmarsch in die Serie A, das hatte zuvor noch kein italienischer Klub geschafft.

Was auch noch kein Klub in den großen Ligen geschafft hat, war allerdings, 14 Spiele zum Auftakt zu verlieren. Damit brachen die Kampanier 2016/17 den 87 Jahre alten Negativrekord von Manchester United. Kurios: Den ersten Punkt der Saison holte Benevento im Spiel darauf gegen Milan nur, weil Torwart Brignoli in der Nachspielzeit mit einem Traum-Kopfball zum 2:2 traf.

Dem Abstieg folgte in der Saison 2020/21 zwar nochmals die Rückkehr in die Serie A, inzwischen ist Benevento allerdings wieder in der Serie C angekommen. In der Girone C liegen die Gelb-Roten mit vier Zählern Vorsprung auf Rang eins. Ein starker Start, und jedem Anfang wohnt ja bekanntlich ein Zauber inne. Das wissen sie in Benevento am allerbesten.

Christoph Laskowski Was auch noch kein Klub in den großen Ligen geschafft hat, war allerdings, 14 Spiele zum Auftakt zu verlieren. Damit brachen die Kampanier 2016/17 den 87 Jahre alten Negativrekord von Manchester United. Kurios: Den ersten Punkt der Saison holte Benevento im Spiel darauf gegen Milan nur, weil Torwart Brignoli in der Nachspielzeit mit einem Traum-Kopfball zum 2:2 traf.

Dem Abstieg folgte in der Saison 2020/21 zwar nochmals die Rückkehr in die Serie A, inzwischen ist Benevento allerdings wieder in der Serie C angekommen. In der Girone C liegen die Gelb-Roten mit vier Zählern Vorsprung auf Rang eins. Ein starker Start, und jedem Anfang wohnt ja bekanntlich ein Zauber inne. Das wissen sie in Benevento am allerbesten.

Christoph Laskowski: Tanz um den Walnussbaum: Warum bei Benevento Calcio die Hexe fliegt - kicker

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